experimentelles sprechen – sprechen als sehen
31. August 2010 § Hinterlasse einen Kommentar
Künstlerische Maßgeblichkeit soll durch die gewagte Aussprache von Unausgesprochenem wie Unvorformuliertem angesteuert werden. Dabei ist die Verwendung von banalen Sprachgerüsten aus dem Alltag kein Widerspruch, sondern schafft, durch Kopplung dieser an freigeistlichen Denkweisen, ein frisches und wohlaffektiertes Spannungsfeld.
Das Projekt Experimentelles Sprechen agiert als ein zunächst temporär-angelegtes Kollektiv von wortinteressierten Künstlern, die jeweils eine unterschiedliche berufliche Herkunft haben: Tom Zackl kommt aus der Musik, Sebastian van Roehlek aus der Philosophie und Harold Wany aus der Bildenden Kunst. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Perspektiven und Ansätze, welche dynamisch in das Projekt einzufließen haben. Es soll einen Zugang zum Wort aufzeigen, das frei von Expertentum ist.
Verklumpung von intellektueller Ästhetik: Statt Einstellungen zu beeinflussen sollen nur unmittelbare Feststellungen bei den Rezipienten erfolgen: Sprechen als Sehen. Sie sollen nur zuhören oder lesen und aufnehmen, das Wort wirken lassen, auf das Wort aufmerksam werden. Nur bis hierhin arbeiten wir. Das was wir meinen, ist das was das Publikum hört oder liest. Es ist ein Schritt zurück zum Gesagten, zum bloßen Gesagten, aber noch nicht Interpretiertem. Wir sprechen bloß aus, was sichtbar ist und lassen keine Rückschlüsse auf unsere Interpretationen und Emotionen zu. Außerdem soll das Wort vermittels performativer Aktionen entpersonalisiert werden: der Fokus soll ausschließlich auf dem Wort liegen nicht auf dem Autor – sei es in Rahmen einer Printpublikation oder während einer Lesung bzw. Performance.
harold wany
tom zackl
sebastian van roehlek
haiku 19
30. August 2010 § Hinterlasse einen Kommentar
nebel verschleiert
weite wiesen und den fluss
an dem du wandelst.
violett 4
29. August 2010 § Hinterlasse einen Kommentar
wände sprechen,
wände reden,
grobkörnig und manchmal verblasst.
es hat an tusche nicht gereicht.
geschichten – beschichten –
wände kahl.
trüben weiß mit grau.
g.r.a.u.
das sind worte.
graffiti – text in prosa gefasst.
hier ist das ende.
und die wand wird
ge-weißt – be-weißt.
entschichtet : be-schichtet.
eine neue zwiebelschicht.
Marmortreppen und Personenleitsysteme
29. August 2010 Kommentare deaktiviert für Marmortreppen und Personenleitsysteme
Immerzu der Glanzvisage beipflichtend,
erhält der Knecht keinerlei Nutzenbeimessung.
Offene Knieecken und Münder muten madig an,
verrohte Gleichsamkeit quillt aus ihren Spalten.
Weißt du noch damals?
29. August 2010 Kommentare deaktiviert für Weißt du noch damals?
„Wir hatten nicht viel, aber wir waren glücklich“, werden wir allzu bald sagen.
Heute ist noch ein schönes Heute.
mutter und VateR lieben sich
28. August 2010 § Hinterlasse einen Kommentar
Wie Die Uhr Des Vaters Nach Geschlagenen Stunden
Am Rande der Sprache verharren
Die Hände / Gezeichnet vom eisigen Wind anderer Hände
Sinken sie hinab in ein letztes Verlieren
Der Zeit
umsprachezerrissenbeständigderton
Von vorn:
wenn worte stehen bleiben
wie die uhr der mutter nach geschlagenen wunden
wie die blicke der fremden
die scham hinterlassen wollten
die schamlahm sich verdrehten
ohne einen übrigen laut
Habe die Sprache gelernt um sprachlos zu sein:
Worte stehen in Reihe Vertrauen sich blind Vertrauen niemandem sonst Halten Abstand Halten Stand Jedes für sich Keines ohne die Anderen Auf den Worten treiben ist mit ihnen treiben Für einen kurzen Sinn Gestandene Uhr halt inne für einen kurzen Sinn Halt ewig Halt Es mit den Worten treiben Sie an den Leib schmiegen Sie zum Körper verschmelzen Sei Wort nur neben anderen Sei niemals nur Wort
Von vorn:
Bilder
Stehen
Bleiben
Bleiben
Ein guter Junge
‚Kann sich nur nit ausdrücken, nur nit explizieren, ist ein verwandelter Mensch.‘
Ferne: Schwarz
28. August 2010 Kommentare deaktiviert für Ferne: Schwarz
Gerne weiß jemand was andere nicht wissen:
Grau ist eine unbunte Farbe, und Schwarz ein Weiss mit leicht dunkler Seele.
Grau ist einfach grau.
Albrecht
28. August 2010 Kommentare deaktiviert für Albrecht
Knarzig der Stuhl – kauzig der Alte.
Im beigen Ohrensessel mit Karodecke und Streifenkatze,
begreift er erst jetzt den Wahn seiner Worte.
Und auch sein Schatten wirft keinen Schatten.
Plastikliebe
27. August 2010 § Hinterlasse einen Kommentar
Die Krone scheint
– blitzsauber leuchtend: Leuchtfeuer!
Strohfeuer bezwingt Eitelkeit,
deine Kokettierung sucht Anklang.
Freunde hattest du genug, doch verrußten auch sie.
Schienengenau fern vom Abseits, balancierst du abgründig an der Kante.
Eckenlos ist der Raum deiner Seele,
rund ist er aber auch nicht.
Einmal mit dir, niemals ein Zurück.
Aus dem Leben erwacht: endlich im Koma – endlich Glück.